Woran merke ich, dass ich mit der häuslichen Situation überfordet bin?

Die Hilflosigkeit und Ohnmacht der Angehörigen von Suchtkranken kann man als wechselnden Verlauf in oder zwischen drei Phasen beschreiben:

  1. Die Beschützer- oder Entschuldigungsphase
  2. Die Kontrollphase
  3. Die Anklagephase

Zu 1. Beschützer- oder Entschuldigungspahse

Angehörige meinen zu wissen, was ihm/ihr fehlt und möchten ihn / sie durch ihre Liebe und Fürsorglichkeit ‚heilen’:

  • „Er hat zur Zeit einen schwierige Phase!“ oder „Seine Freunde haben ihn ständig gedrängt mit zu machen, da kann man sich ja nicht ausschließen...“ oder
  • „Ich habe Entschuldigungen und Erklärungen erfunden, um z.B. soziale Kontakte des Betroffenen während einer Konsumphase zu verhindern“
  • „Ich beschützte den Betroffenen vor einer Situation, die ihn gezwungen hätte, sich der Realität zu stellen.“....

Die Betroffenen verteidigen den Suchtkranken und bringen ihm extrem viel Mitgefühl entgegen. Die Hoffnung ist groß, dass sich der Suchtkranke aus eigener Kraft aus seiner Sucht befreien kann.

 

Zu 2. Kontrollphase

Angehörige können sich ihre Ohnmacht gegenüber dem Verhalten des Betroffenen nicht eingestehen. Noch hoffen sie:

  • „Wenn ich mir nur genug Mühe gebe, werde ich die Situation in den Griff bekommen.“
  • „Ich kaufte Dinge für den Betroffenen, damit er sich vom Drogenkonsum ablenken sollte“
  • „Ich blieb zu Hause anstatt zur Arbeit zu gehen, um mich der Probleme anzunehmen, die mit dem Alkohol- oder Drogenkonsum zusammenhingen ...“

Damit das Suchtverhalten Außenstehenden nicht auffällt, übernehmen die Angehörigen oft  Aufgaben, die der Süchtige nicht mehr erfüllen kann. Sie merken, dass der Suchtkranke sich nicht mehr selbst helfen kann und verstecken die Suchtmittel, um ihn vor weiterem Konsum zu bewahren.

Zu 3. Anklagephase

Der Betroffene wird zum Sündenbock:

  • „Du bist an allem schuld, was schief läuft! Wenn Du nicht diese Drogen nehmen würdest, dann könnte das Leben wirklich schön sein…“
  • „Wenn Du nicht so leben würdest, könnte ich eine gute Beziehung zu Deinem Vater haben“
  • „Wir haben nur noch Streit miteinander, weil Du ständig betrunken bist...“
  • und dem /der Betroffenen wird insgesamt Schuld an dem schlechten Befinden des Partners / der Partner oder den Eltern zugeschrieben.

Außer Vorwürfen und Klagen bekommt der Süchtige nicht mehr viel anderes zu hören. Das Karussell dreht sich weiter, es wird immer enger.

In dieser Phase schlägt die Stimmung um und es kommt zu negativen Reaktionen auf di#as Suchtverhalten. Der oder die Angehörige gibt dem Suchtkranken die Schuld an der Misere. In dieser Phase sucht der Abhängige oft endlich Hilfe bei Außenstehenden, da er sich seiner Hilflosigkeit bewusst wird.

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